Ateliergeschichten oder: vom Machen und vom Verkaufen

" Wann kann ich denn mal im Atelier vorbeikommen, ich darf mir was zum Geburtstag aussuchen, aber eigentlich könnte ich auch eine neue Handtasche gebrauchen, also wenn ich nichts finde, ist auch ok ? "

Da ahnt man schon vorher, dass es schwierig wird, oder ?

Meine Bekannte S. kam dann kurz vor ihrem 50 sten vorbei - mit Mutti und Papi.

Sie hat viel anprobiert und der Papi hatte zu allem sofort eine Meinung, vor allem er selbst fand die ziemlich witzig, wir anderen nicht so. Überhaupt, der Mann als Kunde ist noch mal ein eigenes Kapitel wert...

S. hat tatsächlich etwas gefunden, die Ohrhänger standen ihr super, auch Papi war einverstanden.

Im Nachhinein ist es einfacher gelaufen als erwartet - manchmal kann es so leicht sein, wenn man mit der Kundin auf gleicher Wellenlänge liegt, und wenn sie weiß, was ihr gefällt.

Viele Frauen sind da leider sehr unsicher, sie wollen das, was die Freundin hat, was sie tausend mal in der Werbung gesehen haben und bloß nicht auffallen. Und dann wird es schwieriger.

Ich liebe meinen Beruf, aber ich gestehe, das Entwerfen und Arbeiten fällt mir leichter als das Verkaufen.

Ich mache das, was ich selber gern tragen würde und hoffe, dass der Funke überspringt. Wenn sich jemand für meine Arbeiten interessiert ist das wie ein Interesse an meiner Person, meinem Stil, meiner Einstellung, meinem Leben.

Beim Verkaufen den richtigen Ton zu treffen, zu überzeugen ohne "zu viel zu sagen" ist da gar nicht so einfach.

Auf "Kunsthandwerkermärkten" darf man neben diversen anderen "Kunsthandwerkern" (ich mag den Begriff absolut nicht, aber mir fällt kein besserer ein) stehen und schauen, wie die das so hinkriegen.

Im schlimmsten Falle wie beim Verkaufsfernsehen. Meine Meinung dazu pendelt zwischen Neid über so viel Abgezocktheit, Mitleid - wie tief kann man sinken, und Wut, dass es manchmal ankommt.

Mein Mann meint ja, ich soll mir da mal eine Scheibe von abschneiden...

...

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"Darf`s ein bisschen mehr sein?"

 

 

 

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