Ateliergeschichten: Nix wie weg

Es gibt vieles, wofür ich mich begeistern kann.

Literatur, Musik, Theater, Kino, gutes Essen, Wein, Mode, Düfte, Museen, Kunst, Design, Handwerk, ein bisschen Luxus und natürlich Reisen.

Ab und zu spiele ich Lotto und sollte ich dort mal eine ordentliche Summe gewinnen, steht für mich fest, wie ich das Geld verbraten würde - auf einer langen Reise - nicht nur ein paar Wochen, sondern Monate. Notfalls auch allein, ab und zu kann ja mal jemand zu Besuch kommen.

Und ich habe für alle Fälle schon mal einen Plan.

Von Schottland aus würde ich mich langsam nach Süden durchreisen. Überall so lange bleiben, bis ich ein bisschen verstanden habe, wie die Leute dort so ticken. Gar nichts vorher groß planen, sondern sich nach Lust und Laune treiben lassen.

Mal Großstadt, mal Provinz, mal Meer, mal Berge. Mal Auto, mal Bahn, mal Bus, mal Fahrrad. Ja, das stelle ich mir großartig vor.

Vielleicht ist das faszinierende am Reisen die Vorstellung, dass ein anderes Leben möglich wäre. Wäre ich in einer anderen Umgebung ein anderer Mensch, oder die Gleiche ?

Leider sind die Chancen auf einen Geldregen eher unwahrscheinlich, und so muss ich mich wie die meisten mit etwas Urlaub begnügen.

Aber es ist auch toll, nur für ein paar Tage einen Tapetenwechsel zu haben, da braucht man gar nicht weit weg.

Es gibt kaum etwas inspirierenderes als ein schönes Wochenende in einer anderen Stadt zu verbringen. Durch unbekannte Straßen zu laufen und stundenlang in einem Museum zu sein. Oder ein, zwei Tage zu wandern, in einer schicken Vinothek eine Weinprobe zu machen, und nicht mehr ins Auto steigen zu müssen.

Seit ein paar Jahren machen mein Mann und ich im Frühsommer Urlaub in Deutschland, immer in einer anderen Weinregion.

Hört sich vielleicht erst mal etwas piefig an, aber Rheinhessen, die Pfalz, Nahe, Mosel , Baden sind wunderschöne Regionen und mittlerweile gibt es überall schöne, stylische Unterkünfte. Unser Fazit ist, wo Wein angebaut wird, sind auch die Leute lockerer - genussfreudiger.

Trotzdem ist es natürlich klasse, auch Urlaub im Ausland zu machen. Letztes Jahr war ich total begeistert von Porto - tolle Stadt - schönes Land. Ich glaube, wer gern reist ( und damit meine ich natürlich keine Pauschalreisen ) und offen für andere Kulturen ist, ist auch im eigenen Land toleranter gegenüber "anderen".

Meine Töchter sind auch schon auf den Geschmack gekommen. Billigflieger machen´s möglich, für wenig Geld, ein paar Tage in Manchester, London, Budapest oder sonstwo zu verbringen. Sicher ist das aus ökologischen Gründen fragwürdig, aber wenn man den Rest des Jahres öffentliche Verkehrsmittel benutzt, gleicht es sich wieder aus. Im Bekanntenkreis stellen manche ihren 18 jährigen Kindern ein nagelneues Auto vor die Tür, um damit zur Uni zu fahren - finde ich bedenklicher, in jeder Hinsicht.

Die EU will dieses Jahr 30.000 Interrailtickets verschenken - im Jahr 2000 Geborene können sich dafür bewerben. Ich habe in dem Alter auch Interrail gemacht und finde die Idee großartig.

Man muss eine konkrete Vorstellung von Europa haben, um zu erkennen, dass Nationalismus von gestern ist, oder auch zu würdigen, was bei uns gut läuft.

 

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