Ateliergeschichten: Was sich zu sehen lohnt

Am letzten Wochenende in Frankfurt gewesen -  ich mag die Stadt wegen ihres schönen Mixes aus urbaner Attraktivität, hessischer Bodenständigkeit und kulturellen Spitzenangeboten.

Und das fantastische Wetter war das Sahnehäubchen.

Neben kulinarischen und städtetouristischen Highlights habe ich zwei wunderbare Ausstellungen besucht, Jean-Michel Basquiat in der Schirn und Jil Sander im Museum Angewandte Kunst.

Das MAK ist ein tolles Gebäude, aber war bislang auf meiner Prioritätenliste nicht ganz oben.

Der moderne weiße Bau ist wie gemacht für die aktuelle sehenswerte Sonderausstellung.

Ich finde ja, dass auch zeitgenössische  Mode eine Kunstform sein kann,  nicht nur historische oder ethnische.

Wahrscheinlich fand ich die Jil Sander Ausstellung auch deswegen  gelungen, weil ich ihren Stil so klasse finde.

 

Auf den ersten Blick mag er sehr minimalistisch erscheinen, nie drängeln sich Farben oder Muster in den Vordergrund.

Aber auf den zweiten Blick sind die Jacken, Mäntel, Kleider,  raffiniert geschnitten, mit Nähten oder Cut-outs akzentuiert -

Kunst am Körper.

Trotzdem hat man immer den Eindruck, die Kleidung ist kein Selbstzweck, sie dominiert nie die Trägerin, sondern lässt genügend Raum für die Frau. Letztendlich soll man ihr ins Gesicht schauen und nicht auf das Kleid.

Bei vielen Kleidungs- und Schmuckstücken ist das leider nicht so, sie sind zu dominant, zu laut - sie sehen auf einer Puppe oder in einer Vitrine schöner aus, als getragen. Auch aus diesem Grund kann ich nicht verstehen, wie man so etwas im Internet bestellen kann.

Grundsätzlich gefallen mir Kreationen, ob Mode, Keramik, Möbel, Lampen..., die sich zurücknehmen und denen man einen nachvollziehbaren gestalterischen Prozess anmerkt. Ich möchte eine Haltung dahinter sehen. Form follows thinking !

Heute gibt es leider viel zu viele Produkte, die einfach nur einfallslos sind und die nicht lange halten sollen, schade.

Jil Sanders Mode sieht man an, dass allen Stücken eine aufwendige Entwurfsarbeit vorrausging. Sie entwarf nicht nur Mode, sondern konzipierte mit Fotografen, Produktdesignern und Werbeagenturen ihre Kosmetiklinie und ihr Marketing. Alles nach 20, 30 Jahren noch zeitlos modern und aus einem Guss - bewundernswert.

Die Ausstellung ist aufgebaut wie ein sehr reduzierter Showroom - wirkt sehr kühl. Statt einer großen Videoinstallation mit Gartenimpressionen, unterlegt mit sphärischer Musik, hätte ich allerdings lieber mehr Fotos aus dem Atelier gesehen - die Chefin bei der Arbeit.

Aber vielleicht war das der kontrollierten Designerin schon zu privat.

Bei der ganzen Straightness vermisse ich dann doch eine ganz kleine Prise Humor und Verrücktheit.

Denn letzten Endes geht es doch nicht um Perfektion, sondern um Emotion, oder ?

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